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Als Kontrapunkt zur Ausstellung im Historischen Museum hat
die Altstadtgalerie die Ausstellung "Spuren der
Zeit - Künstler auf den Spuren jüdischer
Vergangenheit" konzipiert. Drei Künstlerinnen aus
der Region haben ihre Sicht auf die Traditionen des Judentums
dargestellt.
Anne Ludwig, Christel Gleimann und Irene Dreißigacker
wurden von Galerist Matthias Kowalke eingeladen, sich mit dem
Thema auseinander zu setzen. Gemeinsam ist den drei
Künstlerinnen, dass sie gleichsam von außen einen
Blick auf die Zeichen und Symbole jüdischen Lebens
werfen - keine der Künstlerinnen gehört dem
jüdischen Glauben an.
Die in Speyer lebende Anne Ludwig hat schon vor einigen
Jahren jüdische Friedhöfe besucht und ihre
Eindrücke in Bildern festgehalten. Zwei Aquarelle
dokumentieren dies. Schwerpunkt ihrer Präsentation sind
Arbeiten in Acrylfarben. Besonders beeindruckend ist der
harmonische Zusammenklang der Farben. Das Bild der Speyerer
Synagogenmauer scheint wie im Abendrot zu strahlen. Das
Zusammenleben der verschiedenen Religionen hat die
Künstlerin in dem Bild "Das historische
Speyer" anhand verschiedener Sakralbauten dargestellt.
Harmonisch fügen sich Domgewölbe,
Gedächtniskirche und Synagogenmauer zusammen,
ergänzt durch das Altpörtel, das für
Bürgertum und weltliches Leben steht. Die Harmonie von
Formen und Farben weist über das Faktisch-Historische
hinaus, ist viel mehr erstrebenswertes Ideal als
Dokumentation der Realität.
Christel Gleimann aus Landau hat nach Gegenständen und
liturgische Geräten und Zeichen gesucht. Das
größte ihrer ausgestellten Werke ist eine
Bildtafel, die unter anderem den siebenarmigen Leuchter, ein
Fragment des Löwen von Juda und die segnenden Hände
zeigt, die auf Grabmalen oft zu sehen sind. Die Symbole sind
typisch, die gegenständliche Darstellung steht für
einen phänomenologischen Ansatz - eine Interpretation
ist dem Betrachter überlassen.
Irene Dreißigacker hat Holzschnitt-Unikate
ausgestellt, die Granatäpfel zeigen. Die Frucht ist ein
altes, mystisches Symbol in vielen Kulturen.
Im Judentum gibt es einen Neujahrswunsch:
"Mögest Du so viele gute Jahre haben wie
ein Granatapfel Kerne", erklärt die
Künstlerin. Die reduzierten Formen und die monochromen
oder zweifarbigen Drucke abstrahieren aus dem konkreten
Gegenstand das Universelle des Symbols. Auf Zeichen des
Holocausts wurden bewusst verzichtet, eine Arbeit, die hier
ansetzte, fand keinen Eingang in die Ausstellung.
"Ich möchte davon weg kommen, die
Geschichte des Judentums auf den Holocaust zu
reduzieren", erklärt Kowalke im
Pressegespräch. (ghx)
Quelle: Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Speyerer Rundschau
Ausgabe: Nr.270
Datum: Freitag, den 19. November 2004
Seite: Nr.17
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