Wie aus 1001er Nacht

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Aus der Hockenheimer Tageszeitung vom Dienstag 20. Mai 2008 / Nr. 116:

Von unserer Mitarbeiterin Sibylle M. Derr


Ausstellung "Ocker - Siena - Orientblau". Anne Ludwig
zeigt einer Besucherin die Bilder "Lehmsiedlung" und
"Arabisches Fort"          FOTO: Claus Venus

Feuerbachhaus:
Anne Ludwig stellt unter dem Titel
"Ocker-Siena-Orientblau" aus

 
 


SPEYER. Reisen bildet. Der Reisende in ferne Länder entdeckt nicht nur fremde Kulturen. Er lässt einen Teil seines Ichs zurück, begibt sich auf die Suche und entdeckt nicht selten einen Teil seiner Seele wieder. Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen, sagt ein Sprichwort. Die Speyerer Künstlerin Anne Ludwig, die jetzt im Feuerbachhaus Malereien aus den beiden letzten Jahren ausstellt, erzählt mit der Kraft starker Farben, warum es ihr der Orient so sehr angetan hat.
    Mit leicht federndem Gang schreitet ein Beduine würdevoll aus einer Sanddüne, ein Araber blickt jenseits einer Wasserstelle kontemplativ auf eine Oase. Zwei Fischer sind mit Booten beschäftigt. Eine Gruppe von Berbern kauert auf dem Boden. Es passiert eigentlich nicht viel in diesen Bildern. Die Menschen des Orients gehen mit Ruhe und Gelassenheit ans Tagwerk.
 
Angenehme Assoziationen
Aber Ludwigs Schilderungen von Farben und Formen des Orients, die bei aufgehender Sonne Wüste, Architektur und ihre Bewohner in ein märchenhaftes Licht tauchen, lösen äußerst angenehme Empfindungen beim Betrachter aus.
    In warmen Rot- und Brauntönen setzt die Malerin Kiel- und Hufeisenbögen von Palasttüren oder Portale wie aus 1001 Nacht ins Bild, Wüstensand, den sie auf Reisen sammelt, verarbeitet sie, zwischen Indigo, Coelin- und Orientblau, Karmin-, Kadmiumrot und Krapplack schiebt sie ihre Sujets auf ungewöhnlichen Formaten ins Blickfeld. Ludwig verwendet Acryl, mischt es mit Pigmenten auf und steigert das Kolorit damit zu höchster Intensität. Sie baut den Bildträger öfters zu einer Art Stele um, so dass man das Bild wie einen Gegenstand auch hinstellen kann.
    Manchmal befreit sie sich von der Gegenständlichkeit und öffnet sich für die Abstraktion. So bei „Quelle“, das in türkisgrünen Tönen die Klarheit eines tiefen Gewässers in grottenähnlicher Umgebung spiegelt. Tosendes Wasser peitscht auf einem anderen Bild mit ungeheuerer Kraft an die Brandung eines Felsens. Man glaubt förmlich, seinen Klang zu vernehmen. Liebevoll hat Anne Ludwig dem Naturphänomen eine Art Gitter „übergelegt“, um es mütterlich vor Umweltsündern zu schützen.
    Die Buchhändlerin Anne Ludwig ist mit dem Aquarellblock unterwegs, wenn sie nach Nordafrika, dem Oman oder Mittelmeerländern aufbricht. In einer Vitrine sind ihre malerischen Reisetagebücher mit Wüstensand, Palette und einem Meereskarussell zu bestaunen.
    Anne Ludwig ist Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler und Gründungsmitglied der Künstlergruppe „AKzenT“. Sie erwarb sich ihr künstlerisches Know-How auf Kursen der Europäischen Sommerakademie in Trier. Schon früh war sie auf den Geschmack der Malerei gekommen. Aber ihren Lebenstraum, freie Malerin zu sein, hat sie sich erst im Ruhestand erfüllt.


Quelle:
Publikation: Hockenheimer Tageszeitung
Regionalausgabe: Schwetzinger Zeitung, Nr.116
Datum: Dienstag, den 20. Mai 2008
Seite Nr. 19

 
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© 08.06.2008 by Anne Ludwig