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SPEYER. Reisen bildet. Der Reisende in ferne Länder
entdeckt nicht nur fremde Kulturen. Er lässt einen Teil seines Ichs
zurück, begibt sich auf die Suche und entdeckt nicht selten einen Teil
seiner Seele wieder. Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen,
sagt ein Sprichwort. Die Speyerer Künstlerin Anne Ludwig, die jetzt im
Feuerbachhaus Malereien aus den beiden letzten Jahren ausstellt, erzählt
mit der Kraft starker Farben, warum es ihr der Orient so sehr angetan
hat.
Mit leicht federndem Gang schreitet ein Beduine
würdevoll aus einer Sanddüne, ein Araber blickt jenseits einer
Wasserstelle kontemplativ auf eine Oase. Zwei Fischer sind mit Booten
beschäftigt. Eine Gruppe von Berbern kauert auf dem Boden. Es passiert
eigentlich nicht viel in diesen Bildern. Die Menschen des Orients gehen mit
Ruhe und Gelassenheit ans Tagwerk.
Angenehme Assoziationen
Aber Ludwigs Schilderungen von Farben und Formen des Orients, die bei
aufgehender Sonne Wüste, Architektur und ihre Bewohner in ein
märchenhaftes Licht tauchen, lösen äußerst angenehme
Empfindungen beim Betrachter aus.
In warmen Rot- und Brauntönen setzt die Malerin
Kiel- und Hufeisenbögen von Palasttüren oder Portale wie aus 1001
Nacht ins Bild, Wüstensand, den sie auf Reisen sammelt, verarbeitet sie,
zwischen Indigo, Coelin- und Orientblau, Karmin-, Kadmiumrot und Krapplack
schiebt sie ihre Sujets auf ungewöhnlichen Formaten ins Blickfeld.
Ludwig verwendet Acryl, mischt es mit Pigmenten auf und steigert das Kolorit
damit zu höchster Intensität. Sie baut den Bildträger
öfters zu einer Art Stele um, so dass man das Bild wie einen Gegenstand
auch hinstellen kann.
Manchmal befreit sie sich von der
Gegenständlichkeit und öffnet sich für die Abstraktion. So bei
„Quelle“, das in türkisgrünen Tönen die Klarheit
eines tiefen Gewässers in grottenähnlicher Umgebung spiegelt.
Tosendes Wasser peitscht auf einem anderen Bild mit ungeheuerer Kraft an die
Brandung eines Felsens. Man glaubt förmlich, seinen Klang zu vernehmen.
Liebevoll hat Anne Ludwig dem Naturphänomen eine Art Gitter
„übergelegt“, um es mütterlich vor Umweltsündern
zu schützen.
Die Buchhändlerin Anne Ludwig ist mit dem
Aquarellblock unterwegs, wenn sie nach Nordafrika, dem Oman oder
Mittelmeerländern aufbricht. In einer Vitrine sind ihre malerischen
Reisetagebücher mit Wüstensand, Palette und einem Meereskarussell
zu bestaunen.
Anne Ludwig ist Mitglied im Berufsverband Bildender
Künstler und Gründungsmitglied der Künstlergruppe
„AKzenT“. Sie erwarb sich ihr künstlerisches Know-How auf
Kursen der Europäischen Sommerakademie in Trier. Schon früh war sie
auf den Geschmack der Malerei gekommen. Aber ihren Lebenstraum, freie Malerin
zu sein, hat sie sich erst im Ruhestand erfüllt.
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