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Still und interessiert sitzen die 16 Schüler der
Regionalen Schule Dudenhofen-Römerberg im Atelier. Anne
Ludwig erklärt, wie sie mit verschiedenen Steinen ihre
Farben „aufpeppt". Sie reibt etwas rötlichen
Sandsteinstaub von einem großen Brocken ab, das
Steinmehl mengt sie unter die Acrylfarben.
Es ist Montagmorgen, 8.30 Uhr. Der Kurs „Bildende
Kunst" der achten Klasse besucht die Speyerer
Künstlerin in ihrem Atelier. „Ich wollte den
Jugendlichen einen Einblick in die Kunst geben. Sie kennen ja
aus dem Unterricht fast nur Wasserfarben", sagt
Elisabeth Kunzmann. Sie ist die Lehrerin des
Wahlpflichtfaches an der Schule.
Es ist der erste Besuch für die Schüler bei Anne
Ludwig. Die Künstlerin erklärt die verschiedenen
Techniken und informiert über handwerkliche
Grundtechniken. „Ich möchte zeigen, dass man
über den Zeichenblock hinaus viele Möglichkeiten
hat, Kunst zu betreiben", sagt Ludwig.
Seit 1994 arbeitet sie in ihrem Atelier. „Wenn ich
nicht male, rahme ich Bilder oder arbeite an Farben",
antwortet Ludwig auf die Frage, wie oft sie denn malt. Sie
sei fast täglich mit ihrer Kunst beschäftigt.
Besonderen Wert legt die gebürtige Mainzerin auf die
Wirkung von Farben. Vielen Auslandsreisen hätten sie und
ihre Auffassung von Farbgebung geprägt. So kam auch das
für Ludwig bekannte kraftvolle Blau zu Stande.
„Ich beschäftige mich stark mit der Psychologie
der Farben", betont Ludwig. In diesem Bereich hatten
sich die Gäste im Unterricht mit Kunzmann
vorbereitet.
Für die Regionalschüler ist es der erste Besuch
überhaupt in einem Atelier. Dementsprechend reichen die
Reaktionen von verhalten bis eifrig fragend - Ludwig steht
für alle Fragen zur Verfügung. „Das hat mich
gefreut, dass die Jugendlichen konzentriert bei der Sache
waren. Fast hat es mich erstaunt". Sie führt auf
einem Computer einen SAP-Film vor, in dem auch sie
porträtiert wird.
„Die Firma kam auf mich zu und interessierte sich
für meine Werke. Einige Bilder von mir hängen im
Casino-Bereich des Werks in Walldorf", sagt Ludwig nicht
ohne Stolz. Gleichzeitig ermutigt sie die jungen
Schüler, weiter an sich zu arbeiten. Zweimal waren bei
der in Speyer lebenden Künstlerin bereits
Kindergartengruppen zu Gast, denen sie den Beruf Maler
erklärte. „Einmal war ich auch in Hanhofen",
ergänzt sie.
Auf die Idee, Anne Ludwig in ihrem Atelier zu besuchen, kam
Kunzmann spontan: „Sie ist eine bekannte
Künstlerin in Speyer. Ich dachte, es wäre für
die Schüler eine schöne Erfahrung", so die
Lehrerin. Da das Schuljahr bald endet, sollen die Erfahrungen
vom Besuch nach den Sommerferien umgesetzt werden.
Nach knapp einer Stunde verlassen die 16 Schüler wieder
einer nach dem anderen das Atelier - die kleine Holztreppe
trägt nur drei Personen auf einmal. Mit den
Fahrrädern geht es zurück zur Schulbank. Mitte
September wird die knarzende Treppe wieder beansprucht
werden: Dann beteiligt sich Anne Ludwig an der Veranstaltung
„Offenes Atelier", wie auch schon im vergangenen
Jahr.
Quelle: Publikation: DIE RHEINPFALZ
Regionalausgabe: Speyerer Rundschau
Ausgabe: Nr.153 Datum: Dienstag, den 05.Juli 2005
Seite: Nr.17
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